"Zetkin bleibt! Gerade jetzt!"
Der aktuelle Straßenname passe nicht zum neuen Finanzamt in Pirna, meint der sächsische Finanzminister Georg Unland und schlägt eine Umbenennung vor. Der Straßenname erinnert an die sozialistische Politikerin, Friedensaktivistin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin. Das klinge nicht motivierend fürs Zahlen von Steuern, sagte Unland laut Sächsischer Zeitung. Das Pirnas Oberbürgermeister versprach nunmehr, das Anliegen in den Stadtrat zu tragen. Dazu erklärt Anja Eichhorn, Sprecherin für Gleichstellung und feministische Politik im Landesvorstand der sächsischen LINKEN:
"Ich kann mich nicht entscheiden, ob den Finanzminister nun mehr platter Antikommunismus oder schlicht die Angst vor starken Frauenpersönlichkeiten treibt. Man könnte diesen Vorschlag sicherlich als Provinzposse abtun, ist er aber nicht, erinnert der Vorschlag doch sehr an eine konservative Bilderstürmerei, die die Namen und Leistungen von Persönlichkeiten der Arbeiter- und Frauenbewegung aus dem kollektiven Gedächtnis drängen will.
Clara Zetkin war als Mitbegründerin der Arbeiterinnenbewegung maßgebliche Stichwortgeberin und treibende Kraft für eine starke Frauenbewegung von unten. Sie kämpfte erbittert gegen die gesellschaftliche Ungleichbehandlung von Frauen an. Die schrittweise Gleichstellung der Frauen, die in harten Auseinandersetzungen erkämpft worden ist, ist auch ihr Verdienst. Nicht zuletzt war sie auch Friedensaktivistin und starke Kämpferin gegen den Faschismus. Schon früh warnte sie vor dem aufkommenden Nationalsozialismus und forderte entschiedenes Handeln. Unvergessen bleibt ihre Eröffnungsrede als Alterspräsidentin des letzten demokratisch gewählten Reichstages 1932, in dem sie alle demokratischen Kräfte aufforderte, gemeinsam und fernab aller fesselnden und trennenden politischen, gewerkschaftlichen, religiösen und weltanschaulichen Einstellungen, dem Nationalsozialismus Widerstand zu leisten. Gerade in diesen Zeiten sollte man deshalb tunlichst die Hand vom Kahlschlag der Erinnerungen an diese Frau nehmen.
Herr Unland hat recht: Zetkins Name motiviert nicht unbedingt zum Steuerzahlen, aber ihr Name motiviert bis heute emanzipatorische Kräfte in der Gesellschaft, gegen jede Ungleichbehandlung, gegen jede Ungerechtigkeit und für den Frieden aktiv zu werden. Deshalb sei den Verantwortlichen der Stadt Pirna ins Stammbuch geschrieben: Zetkin bleibt! Gerade jetzt!"
Kategorien: Pressemitteilung, Antifaschismus, Sachsen
Was will er denn statt dessen für einen Straßennamen nehmen?
Uli-Hoeneß-Straße?
Vielleicht Aasgeierweg? oder frei von Karl May - Unter Geiern
Nicht "Hoeneß-Straße", noch besser wäre eine "Elmar Pieroth"- oder "Otto Graf Lambsdorff" oder "Friedrich Karl Flick"-Straße!
Gut reagiert, Anja!
Solltest als Gast an der Pirnaer Stadtratssitzung teilnehmen - wenn es geht.
Ich kannte Unland bisher nur als kühlen Zahlenmenschen mit den Emotionen einer Schrankwand. Was teibt ihn zu solchen Äußerungen oder wird er getrieben?