09. December 2015 Marianne Küng-Vildebrandt

Streik bei Amazon: "Machenschaften von Amazon dürfen nicht Normalität werden"

Seit Ende November streiken die Beschäftigten von Amazon wieder deutschlandweit für bessere Arbeitsbedingungen und einen geregelten Tarifvertrag des Handels. Auch am Standort Leipzig stehen die KollegInnen im Arbeitskampf. Besonders während der Hochsaison vor Weihnachten wollen sie zeigen: Ohne Belegschaft kein Erfolg im Geschäft. Doch ausgerechnet Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig fällt den Beschäftigten nun in den Rücken: Hatte er noch im vergangenen Jahr versprochen, bei Amazon keine Sonntagsarbeit in der Adventszeit mehr zu bewilligen, bekam der Konzern nun trotzdem eine Ausnahmegenehmigung. Dazu meint Marianne Küng-Vildebrand, Mitglied des Landesvorstandes der sächsischen LINKEN:

"Das ist ein klarer Wort- und Vertrauensbruch von Minister Dulig gegenüber den streikenden Beschäftigten! Amazon ist der größte und mächtigste Versandhändler, sowohl auf dem deutschen Markt als auch weltweit, mit einem Konzernumsatz 2014 von 89 Milliarden US-Dollar. Mit seiner gnadenlosen Geschäftspolitik setzt Amazon-Chef Jeff Bazos für die ganze Versandhandelsbranche den Maßstab. Amazon gilt als Präzedenzfall für den Umgang mit Beschäftigten und anderen Marktteilnehmern. Der Geschäftserfolg setzt auf  Ausbeutung, Zeitdruck, Rundumkontrolle der Belegschaft und Tarifflucht. Gerade deshalb verweigert Amazon auch jedes Gespräch mit der Gewerkschaft.

Die Machenschaften von Amazon dürfen nicht zur gelebten Normalität werden. Das ist nicht nur wichtig für die Beschäftigten im Konzern, sondern auch für ArbeitnehmerInnen bei Mitbewerbern und in anderen Bereichen. Wenn es nicht gelingt den ‚Größten‘ zu Sozialstandards zu bewegen, werden sich die Arbeitsbedingungen für viele, die bereits jetzt in atypischen Arbeitsverhältnissen stecken, nochmals dramatisch verschlechtern. Es wird jeden treffen. Deshalb ist die Aussage 'Jammern auf hohem Niveau' über die KollegInnen bei Amazon grundfalsch!

Dass es auch anders geht, zeigt Frankreich: Dort werden z. B. die Unternehmen gesetzlich verpflichtet, einmal pro Jahr mit den Gewerkschaften zu verhandeln. Auch Amazon muss dort das 13. Monatsgehalt von 1600,- Euro netto zahlen. Den Beschäftigten in Leipzig dagegen wurde jetzt schon mitgeteilt, dass sie 2016 einen Tag weniger Urlaub haben werden."

Hintergrund: Amazon Leipzig beschäftigt zurzeit rund 1900 Festangestellte. Um das Weihnachtsgeschäft termingerecht abwickeln zu können, sind weitere 1400 Aushilfen befristet eingestellt. Diese zusätzlichen ArbeiterInnen reichen aber nicht aus, um die Auftragsflut zu bewältigen. Gute Voraussetzungen für die Belegschaft, den Konzern durch Arbeitsniederlegungen unter Druck zu setzten und an den Verhandlungstisch mit der Gewerkschaft zu zwingen. Amazon konnte immer wieder durch zusätzliche Sonntagsarbeit diesem Druck ausweichen. Im letzten Dezember versprach Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD),  dass er alles daran setzen werde, dass bei Amazon keine Sonntagsarbeit mehr bewilligt wird. Nun hat Amazon von der Landesdirektion für die Sonntage am 13. und 20. Dezember 2015 Ausnahmebewilligungen erhalten.

Kategorien: Pressemitteilung, Arbeit, Wirtschaft, Sachsen

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