Sisyphos – antifaschistische Realität?
"Die ha'm wohl das Gesock's aus ganz Deutschland hierher gekarrt!", meinte eine etwa 50-jährige Schneebergerin am Abend des 16. November und sah mit verächtlichem Blick in meine Richtung. Dann ging sie mit ihren Bekannten zum Treff der Initiative "Schneeberg wehrt sich". Ihr war es offensichtlich egal, dass die NPD den Lichtellauf organisiert hatte, um dort ihre fremdenfeindlichen Sprüche loszulassen.
Das "Gesocks" waren ca. 2000 Antifaschist_innen verschiedener Spektren. Die LINKE war auch dabei. Wir gaben laut zu verstehen, dass wir einen menschenwürdigen Umgang mit den Asylbewerber_innen einfordern und gegen deren Kriminalisierung sowie für eine dezentrale Unterbringung einstehen.
Wie schon oft bei antifaschistischen Aktionen wurde mir wieder bewusst, dass Fremdenfeindlichkeit und Rassismus tief in der Gesellschaft verbreitet sind. Die Frage bleibt, was oder wen wir mit unserem Protest erreichen.
Lohnt sich der Aufwand immer und immer wieder?
Während die Antifaschist_innen und Antirassist_innen hier in Deutschland demonstrieren werden immer mehr Menschen aus ihren Heimatländern vertrieben.
Während Flüchtlinge unter Lebensgefahr nach Europa fliehen schottet die EU die Außengrenzen immer weiter ab. Für immer mehr Wohlstand in den Industrieländer im Norden Europas werden die natürlichen Ressourcen im Süden ausgebeutet. Den Ländern im Süden wird die Möglichkeit einer eigenständigen Entwicklung genommen.
Und schließlich: Wenn unmenschliche Regime ihre Bevölkerung zur Flucht zwingen, dann sind auch deutsche Waffen an der Eskalation der Gewalt beteiligt.
Mit dieser Politik des Wohlstandes auf Kosten anderer Völker muss endlich Schluss sein. Diese Politik ist eine der Ursachen, welche Menschen zur Flucht aus ihrer Heimat treibt.
Aber aktuell gilt es, den Menschen, die auf der Flucht sind, zu helfen.
Die Pflicht Deutschlands wird durch die deutsche Geschichte bestärkt: Vor drei Generationen wurden deutsche Flüchtlinge von anderen Ländern aufgenommen. Aber die deutschen Behörden sperren Flüchtende in Asylbewerberheime ein, verbieten ihnen zu arbeiten, und wollen diese häufig auch noch wieder abschieben. Hilfe sieht anders aus.
Damit sich der Umgang mit den Flüchtlingen in Deutschland ändert, damit der Alltagsrassismus keine neue Nahrung erhält, muss sich die Politik in Deutschland ändern. Politik reagiert auch auf den Druck von der Straße und wir machen den Druck.
Im Gegensatz zu Sisyphos haben wir eine Chance!
Kategorien: Antifaschismus, Antirassismus, Sachsen
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