Rede zum politischen Aschermittwoch in Freital
Traditionell veranstaltet DIE LINKE in Freital einen politischen Aschermittwoch. Zu den dieshährigen Rednern gehörte auch Prof. Dr. Peter Porsch, langjähriger Partei- und Fraktionsvorsitzender der PDS. An dieser Stelle dokumentieren wir seine diesjährige Rede:
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Genossinnen und Genossen,
ich weiß ja nicht, ob man heute noch irgend etwas mit Wilhelm Busch beginnen darf. Er warf nicht nur böse Kinder in die Schrotmühle, natürlich ohne Verletzung ihrer Würde, er war auch ein elendiglicher Antisemit. Aber ich kann mich nicht enthalten: "Eins, zwei, drei im Sauseschritt eilt die Zeit, wir eilen mit." Da hat er wirklich recht.
War doch erst der 11.11.. Da hat meine Sohn Namenstag, weil er Martin heißt. Es gibt Martinsgans und der gestern beendete Fasching beginnt auch an diesem Tag.
Weihnachten ist längst wieder Vergangenheit, obwohl, wir gerade noch über die Schokoladeweihnachtsmänner im Supermarkt im Oktober geschimpft haben.
Rosenmontag, Faschingsdienstag, auch Fasenacht oder Fastnacht genannt - vorbei, vorbei, vorbei. Carneval - carne valé, Fleisch adé, heißt es jetzt. Die ersten fleischlosen Osterhasen trösten mich da auch nicht.
Prost!
Der Aschermittwoch ist gekommen und erinnert uns an die Vergänglichkeit; z.B. auch an die Vergänglichkeit alter Aschermittwochreden. Meine letzte habe ich hier in Freital am 09.03.2011 gehalten - den Tag kurz merken!
Weiß noch wer, was ich gesagt habe?
Nein!?
Die Rede existiert nur noch in einem verstaubten Manuskript. Einen Großteil machten damals böse Sprüche zu einem Herrn von Guttenberg und seinen Plagiatssünden aus. Kennt den und das noch irgendwer?
Es gibt Wichtigeres!
Am 09.03. hat meine Frau immer Geburtstag. Das hat nichts mit Vergänglichkeit zu tun, sondern nur mit Stabilität und Unveränderlichkeit. Deshalb haben wir ja auch gleich danach, am 11.03., Hochzeitstag. Und weil heute noch nicht der 09.03. ist, ist sie diesmal mit hier. Damals hatte ich sie doch tatsächlich für EUCH!!! in Graz, wo sie im Schweiße ihres Angesichts unseren Reichtum scheffelt, allein gelassen.
Eigentlich gehört das ja nicht hierher. Ich erzähle das nur, weil wir nächste Woche wieder dahin fahren. So richtig können die Ösis uns ja nicht leiden. Darüber habe ich schon vor vier Jahren hier gesprochen. Damals war es wegen der Ausländerkriminalität, bei der die Deutschen in Österreich führend sind.
Heute geht es um etwas anderes: Wenn die Ösis eine deutsche Autonummer sehen, müssen sie unbedingt überholen. Sind sie aber dann endlich vor Dir, fahren sie ganz langsam.
"Dem Piefke zeigen wir‘s".
Dabei zahle ich doch brav meine Autobahnvignette und bis Graz auch noch zwei Mal Maut für längere Tunnels. Das ist auch in Ordnung.
Derzeit sind die Ösis aber böse, weil auch Deutschland eine Straßengebühr einführen will, die Mehrkosten den eigenen Leuten jedoch durch Senkung der Kraftfahrzeugsteuer zurück erstatten will.
Da sei die EU davor, wird laut gerufen.
Ich denke mir aber, wenn man in Österreich plötzlich die Autobahngebühren abschaffen würde, müsste man ja wohl Steuern für das Autofahren erhöhen. Also bringt auch den Österreicherinnen und Österreichern ihre Maut de facto eine Steuererleichterung, an der andere EU-Bürgerinnen und -bürger nicht beteiligt sind.
Eindeutig eine einseitige Begünstigung!
Sei‘s dRum!
Prost!
Beinahe wäre ich ja heute gar nicht hier: Erstens, weil die LINKE manchmal nicht weiß, was die LINKE tut. Das erkläre ich jetzt nicht ausführlich. Es werden die Richtigen es schon richtig verstehen. Nur so viel: Als aus der Troika der Redner auch noch eine Quadriga werden sollte, dachte ich, das ist zu viel, und wollte mich zurückziehen. Der angekündigte vierte Redner ist aber gar nicht im Lande. André Hahn hat ja jetzt einen so sensiblen Posten im Bundestag. Der muss alles geheim halten, was er erfährt - und wenn es auch in der Zeitung steht. Was soll er uns dann hier sagen? Und jetzt hat er offensichtlich noch so geheime Dokumente erhalten, dass er zum Lesen nach Kolumbien reisen musste, damit ihm hier niemand über die Schulter schauen kann.
Ein zweiter Grund, warum ich fast nicht gekommen wäre, liegt darin, dass ich eigentlich immer noch krank bin und übers Wochenende sogar bettlägrig war. Wie soll da eine Aschermittwochsrede zustande kommen? Ja wie?
Ein Chlorhuhn hätte vielleicht gut getan. Noch gibt es die aber nicht. Rohes Geflügelfleisch ist voller Antibiotika. Leider wirken die aber nicht mehr. Alle Krankheitserreger und -erregerinnen (ich verwende bewusst auch die weibliche Form) haben sich mittlerweile daran gewöhnt. Rohes Rindfleisch hat mir nicht geholfen, obwohl Bio. Feinstaub aus den Dorfkaminen hat auch nicht geholfen. Viren und Bazillen sind heutzutage offensichtlich auch rauchresistent. Nicht einmal der Aufkleber für die Umweltzone Leipzig konnte mich vor Schädlingsbefall schützen. Wozu leitet dort ein Linker Bürgermeister das Ordnungsdezernat?
Nun gut, ein Notprogramm hat jeder gute Propagandist und Sonntagsredner, was schließlich auch für den Aschermittwoch gelten könnte. Nur, im Gegenteil zum Propagandisten und Sonntagsredner (ich verwende bewusst nur die männliche Form), also, im Gegenteil zum Propagandisten und Sonntagsredner, der nur reden muss, aber nicht unbedingt etwas sagen, soll der Aschermittwochsredner auch und zuvörderst was zu sagen haben.
Mich rettet die moderne Zeit: Facebook ist für mich gewissermaßen eine ständige Gelegenheit zu - nun nicht zu Aschermittwochsreden - so doch zu Aschermittwochsäußerungen. Aneinandergereiht geben die aber auch so etwas wie eine Rede ab - zumindest den Anfang.
Fangen wir also einfach damit an. Fangen wir an mit der Sammlung meiner facebook-Sprüche der letzten drei Monate. Sie sind aktuelle Kommentare zu den wichtigsten politischen Ereignissen im Land und in der Welt. Ich gehe jetzt chronologisch von der Gegenwart nach hinten, über Weihnachten bis in den Landtagswahlkampf:
1. Spruch:
HSBC lehrt uns die simplen Bankenweisheiten: Geschäfte mit Diktatoren und Kriminellen lohnen sich. Mit demokratisch gewählten Regierungen, die die Interessen der einfachen Leute ihrer Völker vertreten, soll man sich nicht einlassen.
Dann hat sich der Öttinger was getraut. Der Öttinger, das ist der mit dem exzellenten Deutsch und vorbildlichem Englisch - Spruch Nummer 2:
Rüge von Öttinger
Griechische Regierung ist "frech und unverschämt"
(vgl. Krone.at)
Wir wussten schon als Kinder: Wer schimpft, der schimpft sich selber!
(und: schimpfen, schimpfen tut nicht weh, und wer schimpft, hat Läus‘ und Flöh‘.)
Manch einer und einem machte sie ja Freude, die Spaltung der Pegida; aber Vorsicht - deshalb der dritte Spruch:
Die Spaltung der Pegida-Führung kann gefährlich werden. Primitives Leben pflanzt sich schließlich durch Zellteilung fort.
EU-Parlamentspräsident Schulz setzte beim Gespräch mit Griechenland glasklar die Themen - keine Ideologie, nur Realpolitik und zwischen Ukraine und Griechenland gibt es auch einen Unterschied - 4. Spruch:
Merke: Streben nach sozialer Gerechtigkeit ist Ideologie, Bankenrettung ist Realpolitik. Manches Land muss die uneingeschränkte Möglichkeit genießen, frei über sein Schicksal entscheiden zu dürfen. Mit manch anderem Land muss Tacheles geredet werden.
Überhaupt Griechenland - 5. Spruch:
Der Machtkampf tobt: internationales Finanzkapital gegen griechische Politik.
Gestern meinte übrigens Herr Schäuble im heute-journal, in mehreren Ländern der Euro-Zone wäre der Lebensstandard der Bevölkerung noch niedriger als in Griechenland. Er hielt das für ein Argument, dass sich Griechenland weiter unter Druck setzen lassen müsse. Das ist aber kein Argument dafür. Das ist überhaupt kein Argument.
Das ist ein Skandal!!!
So manchen Mann und manche Frau störte dennoch der rechtspopulistische Koalitionspartner von Syriza. Da fiel mir gerade für Linke 6. ein:
Widerspruch, Einheit und Kampf der Gegensätze sind die Quelle von Bewegung und nicht die Ordnung in Schubladen. Ordnung ist bequemer Stillstand, Bewegung ist Risiko, aber unvermeidlich. Panta rhei (alles fließt), um mal griechisch zu sprechen.
Griechenland machte mich gut gelaunt - denn 7. gilt:
Herr Mißfelder (CDU) mißbilligt mißgelaunt und in Mißstimmung das für ihn und Seinesgleichen mißliche Wahlergebnis der Griechen. Mißfelders Mißgunst stimmt mich zwar mißtrauisch, das Wahlergebnis aber euphorisch. (Man möge mir die alte Rechtschreibung verzeihen, aber sie passt zum alten Denken des Herrn Mißfelder und zur alten Schreibung seines Namens.)
Freilich gab es auch Grund für Nachdenklichkeit - und 8.:
Seit nunmehr über drei Monaten muss ich feststellen, dass Leute 70 werden, die jünger sind als ich. Da braut sich was zusammen.
Doch das interessiert kaum wen. Die Welt trifft sich anderswo - das sagt 9.:
Hollande, Medwedew, Prinz Charles, Wulff …. Sie "trauern" alle in Saudi-Arabien. Und nächsten Freitag wird wieder ausgepeitscht, geköpft und Frauen Gewalt angetan … Politik kennt keine Ehrlichkeit, keine Moral, keine Wahrheit und die "westlichen Werte" bestehen in Gier, Herrschsucht, Unterdrückung und Ausbeutung ...
Mag wer immer auch peitschen und köpfen und morden, es gilt immer 10.:
Die Mühlräder verbrecherischen Fanatismus und Hasses werden mit Blut angetrieben. Lasst uns eine Alternative leben, ohne Hochmut und Arroganz, ohne Angst, doch voller Mut und Selbstbewusstsein. So viel zum Anschlag in Paris.
An Weihnachten, dem abendländischsten aller abendländischen Feste kommt man natürlich nicht vorbei - weshalb ich 11. sage:
Der Beginn des christlichen Abendlandes: Kein Platz in der Herberge - Geburt in der Krippe - Flucht nach Ägypten - Mord an allen Neugeborenen … Einziger Lichtblick: Die Weisen aus dem Morgenland!
Friede den Menschen auf Erden - - - die guten Willens sind!!! - und den anderen auch!
Es gibt Dinge, die klingen vernünftig und vorsorglich und sind dennoch nur erschreckend brutal - das musste 12. mal angemerkt werden:
Die CDU sagt: "Wir brauchen Zuwanderung für unsere Wirtschaft". Da stelle ich mir eine Rampe vor, an der nützliche Wirtschaftszuwanderer von unnützen Wirtschaftsflüchtlingen getrennt werden. Mir gruselt es!
Hin und wieder glauben Menschen, wenn zwei das Gleiche tun, sei es nicht das Selbe. Dann muss man der Vergesslichkeit auf die Sprünge helfen - Spruch 13:
Ich glaube Pegida hat im Kampf gegen Wirtschaftsflüchtlinge vergessen, dass viele (auch von denen, die heute mit Pegida auf die Straße gehen) vor 25 Jahren unter der Losung demonstriert haben: "Kommt die D-Mark nicht zu mir, gehe ich zu ihr."
Man kann von anderen auch mehr fordern, als wozu man selbst in der Lage ist. Die bayrische CSU verlangte z.B. dass Migranten in der Familie deutsch sprechen sollten - 14.:
Die CSU sollte vielleicht fürs Erste nur versuchen, deutsch zu schweigen. Alles andere ist wohl zu schwierig für sie.
Manchmal wird es aber auch ganz schwierig für uns alle und selbst die beste Lösung befriedigt nicht. Ich habe es dennoch versucht. Ist aber keine endgültige Wahrheit, sondern nur zum Nachdenken - also mutig zum 14. Spruch:
Zum "Unrechtsstaat": Ehrlich gesagt mussten ich und mit mir viele andere auch schon weit Schlimmeres an übler Nachrede ertragen als dieses Doofwort. Meinen Stolz und mein Wissen um meine Biographie konnte mir damit niemand nehmen. Ich (!) habe mein Leben gelebt und werde es möglichst auf meine Art noch weiter leben. Im gegebenen Fall geht es aber um etwas anderes: Wenn dieses Wort in der Präambel eines Koalitionsvertrages sichert, dass auch nur ein Lebensweg künftig lebenswerter wird, dann sollten wir es ertragen. Es geht nicht um unseren Stolz, sondern um die künftige Lebensqualität von sehr, sehr vielen Menschen.
Worte sind überhaupt sehr unsichere Berater- deshalb fragt Spruch 16:
Wieso spricht man eigentlich von "Prorussischen Separatisten" und nicht von "Ukraino-Russen" oder "Donezk-Russen"? Man hat doch auch immer nur von "Kosovo-Albanern" gesprochen und nie von "Proalbanischen Separatisten", selbst als Kosovo noch zu Serbien gehörte.
Und auch Vergleiche hinken nicht nur, sondern geben sich manchmal selbst der Lächerlichkeit preis - 17.:
Tolles Plakat der sächsischen FDP mit toller Losung gesehen:
"Dein Auto würde uns wählen - Für gute Straßen"
Es ist bekannt, dass Autos für manche ein Penisersatz sind, dass sie aber für FDP-Wähler (hier muss man nicht gendern) Hirnersatz sein sollen, ist neu.
Na da sind wir doch lieber für gute KITA-Betreuung, mehr LehrerInnen in den Schulen, einen besseren ÖPNV, genug bürgerInnennahe PolizistInnen, mehr Personal an den Universitäten und Hochschulen … und wählen uns das alles selber mit DIE LINKE.
Und anstatt zu tun, zu tun und nochmals tun, verweilen so manche beim Reden, Reden und nochmals Reden - 18. und zum Schluss:
Herr Tillich versucht im mdr dauernd über die Zukunft zu sprechen, wo uns alles gelingen wird. Vor 25 Jahren war unsere heutige Vergangenheit noch Zukunft. Was hat die CDU denn getan, um diese Zukunft zu gestalten, damit wir heute nicht mehr auf die Zukunft vertröstet werden müssen? Warum hat man z.B. zu Zeiten, zu denen es genug Anwärterinnen und Anwärter für Lehrstellen gab, nicht die Facharbeiter für heute ausgebildet? Die PDS und dann die LINKE hat immer darauf gedrängt. Passiert ist nichts! Fakt war die wachsende "Bugwelle" der nicht Ausgebildeten.
So! Jetzt soll es aber genug sein mit meinen facebook-Sprüchen. Zu jedem könnte man ja eine lange Aschermittwochsrede halten. An dieser Stelle - mit Tillich und seiner CDU - fällt mir jedoch ein alter DDR-Witz ein:
Erich Honecker war zu Besuch bei Breshnew. Nach langen Gesprächen im gegenseitigen Einvernehmen und nach Ergebnissen zum beiderseitigen Vorteil fasste sich der Staatsratsvorsitzende ein Herz und wagte noch eine nicht vorgesehene Frage an Genossen Leonid.
"Genosse Leonid" - druckste Erich heraus - "Genosse Leonid, sage mir doch ganz ehrlich, wie kommt Ihr hier in der großen Sojus mit dem Islam zurecht?"
"Nun" - erwiderte Genosse Breshnew - "damit haben wir keine Problem. Wir lassen die Leute gewähren. Am Freitag gehen sie in die Moschee und beten und am Montag gehen sie in die Parteiversammlung, und alles geht seinen friedlichen Gang."
"Ja, ja" - sinnierte da Erich Honecker weinerlich - "Ihr habt es gut. Islam gibt es bei Euch nur einmal und einen. Aber bei uns - die Partei is lahm, die Gewerkschaft is lahm, die FDJ is lahm ..."
Ja liebe Leute, diese Zeiten sind ja Gott sei Dank vorbei. Das gibt es alles nicht mehr.
Prost!
Doch, Moment! Moment!
In einem kleinen Freistaat, am Ende der Bundesrepublik haben wir noch ein Überbleibsel aus dieser Zeit - die CDU - und wenn ich mir den Tillich und die Seinen so anschaue, gilt wohl immer noch: "die CDU is lahm". Also Herr Tillich: "Is lahm" gehört zu Ihnen, zu Sachsen und damit auch zu Deutschland. Sie sorgen täglich dafür. Wir aber, die LINKE, sind tatsächlich gegen eine solche "Is-lahm-isierung"!
Wir sind gegen eine solche - eine andere sehen wir nicht!
Prost!
Eine andere sehen wir nicht! Die CDU hat allerdings die Angst vor einer anderen und das Kampfgeschrei gegen eine angeblich drohende religiös-kulturelle "Islamisierung des Abendlandes" weitläufig vorbereitet.
Die CDU soll ja nicht unschuldig tun.
Es weiß kaum noch wer! Aber es gab vor nunmehr fast genau 11 Jahren im Sächsischen Landtag eine heftige Debatte, vornehmlich zwischen der CDU und der PDS, zwischen Herrn Hähle, dem damaligen Fraktionsvorsitzenden der CDU, und mir, seinem Kontrahenten von links.
Es ging am 15. Januar 2004 um den Entwurf der Staatsregierung zum Zweiten Gesetzes zur Umsetzung des besseren Schulkonzepts. Die Staatsregierung hatte sich auf Anraten und mit Genehmigung der CDU etwas ganz Perfides ausgedacht: Was für die Verfassung nicht gelungen war, sollte über das Schulgesetz durch die Hintertür Verbindlichkeit erlangen. Es sollte die Bildung der Schülerinnen und Schüler "insbesondere anknüpfend an die christlichen Traditionen im europäischen Kulturkreis" erfolgen.
Herr Hähle ließ keine Einwände gelten, dass dadurch die europäische Kultur um all ihre anderen Wurzeln beschnitten würde, vornehmlich auch um jüdische und islamische Einflüsse, um Überreste aus der heidnischen Zeit, die sich vor allem in den verchristlichten Festtagen widerspiegeln, und nicht zuletzt und ganz besonders bedauerlicher Weise, um die Traditionen der Aufklärung. Es rührte ihn nicht Lessings Ringparabel und nicht das Lexikon deutscher Wörter arabischer Herkunft mit immerhin über 500 Einträgen. Er berief sich auf das Erzgebirge mit seinen Weihnachtsbräuchen und leitete sich daraus das notwendige Ende der Trennung von Kirche und Staat im selbst erfundenen Einheitsbrei christlicher Tradition ab.
Dieses Ende ist ein Verenden europäischer Kultur in einem kitschig-sentimentalisch verbrämten, kleinkarierten Mythos vom Abendland, das dann gerade mal so von Carlsfeld bis ins Bahratal reicht und in Dresden sein Zentrum haben könnte.
Gut vorgearbeitet, kann man jetzt sagen. - - Und wir Linken? Wir haben es verschlafen!!
Prost!
Das Feld für PEGIDA war aufbereitet - in der Schule und in der Gesellschaft. Die Linke hat die Bildungsferne bedauert, die Bildung selbst und ihre Inhalte aber kaum kritisiert - in der Bildung haben wir sozusagen "die Kirche im Dorf gelassen."
Wann überlassen endlich die Politiker und Politikerinnen die Antwort auf die Frage, wie viel Religion in unserer Kultur ist, den Historikern, Kulturwissenschaftlern, Volkskundlern und Folkloristen.
Es ist keine politische Frage, es ist keine theologische Frage und noch weniger ein Tagesthema!
Der SPD-Gabriel hat ja kürzlich gesagt, es gäbe ein Recht, Dummheit zu verbreiten. Er hat dabei an Pegida gedacht. Mir fällt dazu manchmal auch noch das sächsische Schulsystem ein. Beides ergänzt sich manchmal ganz gut. Vor dem Schlimmsten bewahren uns nur die guten Lehrerinnen und Lehrer.
Es muss aber auch anderswo um die Dummheit gut bestellt sein: Ralf Stegner, der SPD-Vize, meint, Syriza beschädige die Linke in Europa. Der ist schon so blöd, dass er nicht mehr weiß, wo Links und Rechts ist. Wie sagte doch der Wiener Ernst Jandl? "Rinks und Lechts kann man reicht velwechsern."
EU-Junker, dieser Obersteuerhinterziehungsorganisator, meinte nun wieder, der Grieche Tsipras operiere am offenen Herzen, ohne dass er eine Ahnung davon habe.
Leider ist es schlimmer: Tsipras und die Griechen bräuchten offene Herzen, stoßen aber vielerorts auf verschlossene - in Deutschland bei Schäuble und Merkel zumal und auch bei Herrn Juncker in Brüssel.
Frau Lengsfeld, die bekannte Analystin, hat aber den Vogel abgeschossen. Sie meinte am 05.02, eine Staatsregierung hätte neutral zu sein. Mit der Forderung nach Weltoffenheit hat sie - die sächsische Staatsregierung - jedoch Partei gegen Pegida ergriffen und damit eine "rote Linie" überschritten.
Das ist zu viel Ehre für diese Staatsregierung: Sie hat Wind gesät und Sturm steht zur Ernte an. Die Schnitter stehen nach kurzer Verwunderung bereit: Tillich, Ulbig, Kupfer.
Vom Rand des Feldes kommt aber jetzt Konkurrenz. Die dürre Lohnschnitterin Frauke Petry als vorgebliche Alternative ist aber gar keine Alternative - weder eine zur CDU und schon gar nicht für Deutschland. Die gehört vielmehr zu jenen Leuten, die genau das sagen, was sich die CDU öffentlich noch nicht allzu laut zu sagen wagt.
Da wird zusammenwachsen, was zusammengehört!
Darauf einen guten Schluck!
Immerhin hatte die CDU ja auch schon einmal einen "Patriotismusbeauftragten" - Herrn Dr. Rößler - der ist jetzt Landtagspräsident und damit zweiter Mann im Freistaat.
Man könnte ja alles unter dem Label "Provinzposse" abtun. Aber es ist nicht so. Erstens ist in Deutschland Provinz fast überall und zweitens hilft der Schwachsinn ungemein:
Die USA und die EU sind plötzlich eine Wertegemeinschaft. Sie verteidigen wechselweise die westlichen Werte und tragen sie in die Welt.
Da geht es um Demokratie - manchmal - und natürlich immer marktkonform, da geht es um Menschenrechte - hin und wieder - und natürlich immer marktkonform, um Freiheit - wenn sie nicht stört - und natürlich marktkonform bleibt, um Selbstbestimmung - wenn sie von Vorgaben nicht abweicht - und sich natürlich immer marktkonform verhält, oder um Frieden - dem der Krieg dient - immer am Markt entlang.
Frau von der Leyen hat gestern zusammengefasst: "Unsere Bereitschaft zum Engagement gründet sich auf die Verantwortung aus der Geschichte, die humanitäre Pflicht auf Grundlage unserer Werte sowie - - Achtung! Achtung! - - auf unsere sicherheitspolitischen Interessen."
Hört, hört! Die Nachricht von der tragenden Säule "unseres Engagements" kam zum Schluss - "unsere sicherheitspolitischen Interessen". Vorangestellt waren Zierrat und gipserner Stuck. Der Närrin war zur Fasenacht nun doch die ganze Wahrheit entfahren.
Über Zierrat und Stuck, hinter dem sich Interessen verbergen, darüber kann und darf man reden. Zur Not auch sagen, Yes we can! Sonntagsreden sind hierfür besonders nützlich.
Die Spiegelung des Ganzen aus dem Osten, erweitert durch Schwulen- und Transenhatz, exhibitionistischem Patriarchat und Muskelspiel kann allerdings auch nicht die Alternative sein.
Sicher hat der verstorbene Exbundespräsident Richard von Weizsäcker seine Mahnung, sich nicht aufeinander hetzen zu lassen, und seine Rede von der Befreiung ernst gemeint. Bei Gelegenheit holt man solches vor, um dann wieder zur Tagesordnung überzugehen. Auf der steht der "böse Russe", der "faule Grieche", "der mörderische Islam" usw. usw.
Es ist wie beim sonntäglichen Kirchgang im katholischen Dorf. "Schön hat er gepredigt", sagt man am Schluss der Messe, nur worüber, weiß ich nicht.
Darauf folgt für die Männer der Frühschoppen im Wirtshaus. Der endet mit einer kleinen Schlägerei. Die übrig gebliebenen Watschen bekommen Frau und Kind noch zu Hause ab. Mit Würde schläft man dann seinen Rausch aus - bis zum nächsten Mal.
Prost!
Aber zurück zur Weltpolitik: Über Macht, Hegemonie, Interessen, Rohstoffe, insbesondere Öl, neuerdings auch seltene Erden, freigeschossene Handelswege spricht man freilich nicht so gern. Da gilt das einfache: Yes we do! - bei allen Beteiligten und in allen Sprachen
Und willst Du nicht mein Bruder sein, so hau ich Dir den Schädel ein!
Prost!
Die Glückssüchtigen Deutschen sollen sich gefälligst an Gefallene gewöhnen sagt uns der jetzige Bundespräsident für die Wochentage.
So einfach geht das aber nicht. Schlechtes Vorbild schafft schlechte Nachahmer. Und die Welt lernt wieder einmal: Eiferei, Radikalismus, Intoleranz enden immer wieder zwischen Kopf und Kragen. Sei es die Guillotine der Jakobiner machte dort ihren Schnitt oder die Messer der IS-Terroristen tun dies heute. Manchmal geht es auch mitten durch die Brust aus den schallgedämpften Schießeisen irgendwelcher Sonderkommandos.
Der französische Schriftsteller Albert Camus sagte einmal, "es ehrt unsere Zeit, dass sie genügend Mut aufbringt, Angst vor dem Krieg zu haben." Ich glaube so einige hat mittlerweile wieder aller Mut verlassen.
Da lobe ich mir noch unser aller Kanzlerin Angie. Wo die Merkeln ist, brennt noch Licht, möchte man fast sagen. Der Name "Merkel" meint übrigens eine, die Grenzen setzt. Das mit dem Licht, das noch brennt, galt früher für Väterchen Stalins Kreml oder für den Vatikan des Heiligen Vaters, Pius XII. Je nach Weltgegend. Frieden haben Väterchen und Vater am Ende beide nicht wirklich zustande gebracht. Dafür waren sie jeder auf seine Weise zu rechthaberisch, zu eifernd, zu machtgeil, zu skrupellos im Sinne ihrer Interessen.
Hoffen wir auf Mutti!
A pro pos, "willst Du nicht mein Bruder sein ..." Wenn sie Dir den Schädel nicht gleich einhauen, so wollen sie doch zumindest wissen, was da drin so vor sich geht. Sie - das sind CIA, NSA, BND und wer weiß noch aller. Das ist nichts Neues.
Die Sachsen und Sächsinnen kennen das Hörrohr im Tor der Burg Stolpen. Da standen davor die Bäuerlein und schimpften über die Abgabenlast. Dahinter saß jedoch ein getreuer Beamter und notierte alle aufmüpfigen Reden - nicht gerade zum Vorteil der Vorlauten. Das war schon ziemlich fies. Und die Stasi stand dem in nichts nach. Aber eines muss man sagen: Ob Burg Stolpen oder Stasi, die hatten noch Zielgruppen und bestimmte Personen im Visier. Das spricht auch nicht für sie. Heute geht das aber anders. Heute will man alles wissen und alles mithören. Heute sind wir alle verdächtig. Die Technik macht es möglich im Verein mit Skrupellosigkeit.
Ja, und Sachsen hilft da tatkräftig mit!
Darauf trinke ich keinen!
Der Freistaat plant im Doppelhaushalt für 2015/2016 4,2 Millionen Euro ein für ein länderübergreifendes Projekt: Es soll eine Abhör-Zentrale in Leipzig entstehen. LVZ-online meldete am 14.02.2015: "Der Haushaltspunkt ist auf der hinteren Seite 383 versteckt, unter dem Titel 98 heißt es ziemlich verschwurbelt: ,Gemeinsames Rechen- und Dienstleistungszentrum auf dem Gebiet der polizeilichen Telekommunikationsüberwachung als rechtsfähige Anstalt öffentlichen Rechts der Länder Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, der Freistaaten Sachsen und Thüringen.‘ ... Die fünf Bundesländer arbeiten demnach an einem gemeinsamen Zentrum zum Abhören von Telefonen sowie zum Überwachen von Daten ..." So weit LVZ-online.
Prost, Mahlzeit!
Ich meine, schon der Name dieser Behörde ist eine Zumutung für die Bevölkerung:
"Gemeinsames Rechen- und Dienstleistungszentrum auf dem Gebiet der polizeilichen Telekommunikationsüberwachung als rechtsfähige Anstalt öffentlichen Rechts ... blah, blah, blah."
Wie will der Volksmund das jemals eingängig abkürzen? Stasi geht sich da nicht aus. "Horch und Guck" passt vielleicht, ist aber schon besetzt. "Konsum" geht auch nicht mehr. Edeka, Rewe, Kaufland, Penny oder Globus beschränken ihre Spitzeltätigkeit auf ihre Supermärkte - wären als schamhafte Umschreibungen also zu harmlos.
Was soll da noch werden?
Da hilft kein Bier!
Die abkürzungsfeindliche Namensgebung ist ein undemokratischer Affront. Jegliche Islamisierung wäre da wirklich ein Spatzenfurz dagegen. Die Einrichtung selbst ist aber blanke Blasphemie.
"Gottes Aug‘ ist überall, drum stiehl mir nicht mein Lineal", haben wir als Klippschüler auf unsere Zeichenhilfe geschrieben.
Nur Gottes Aug‘ ist überall!
Dabei sollte es bleiben!
Unser Bundespastor und Obergauckler weiß es jedoch besser. Er belehrt uns Kleingläubige:
"Sie müssen wissen, dass etwa die Speicherung von Kommunikationsdaten noch nicht der Beginn eines Spitzelstaates ist."
In diesem Sinne! Kommen Sie gut über die Fastenzeit!
Am besten verordnen Sie sich Diät in Demokratie!
Diestel im ND zum Spruch 15: Unrechtsstaat":
„Nur zu. Unsere Leser können denken...
Es kotzt mich an, wenn die LINKEN, die jetzt den ersten Ministerpräsidenten stellen in Thüringen, um diesen stellen zu können, ganz massiv in das eigene Nest scheißen und sagen: Jawohl, wir sind ein Unrechtsstaat gewesen, die DDR war ein Unrechtsstaat. Ohne gleichzeitig zu sagen, wir unterscheiden uns im Unrecht von den anderen Staaten überhaupt nicht. Kein Zweifel: In der DDR gab es eine krasse Missachtung der Rechtsordnung. So etwas gibt es heute auch. Sogar das Kanzlerinnen-Telefon wird abgehört und alle sagen: Oh, wie peinlich. Nein, das ist eine Straftat. Da kann man nicht zur Tagesordnung übergehen.
Zurück zu den LINKEN bitte.
Deren Verhalten ist für mich eine große substanzielle Enttäuschung. Ich hatte nie gedacht, dass die so weit gehen und ihre eigene Herkunft, die sie ja eigentlich immer - ich sage mal konstruktiv-kritisch – betrachtet haben, jetzt unkritisch über Bord werfen. Das ist eigentlich traurig.
Aber wissen Sie, was das Schöne daran ist? Die Parteien, die annehmen, dass der Wähler dumm ist, dass der einfache Mensch dumm ist, die werden aus der politischen Verantwortung rausgeschmissen. Beispiel FDP. Die hat eine Beliebigkeitspolitik gemacht, die ist auf jede »politische Hure« drauf gesprungen. Und jetzt ist es auch bei der LINKEN so. Schauen Sie nach Brandenburg, keine Partei hat so viel verloren wie die LINKEN. Nicht nur an Prozentsatz, auch objektiv so viele Wähler. Woher kommt das? Hieß es nicht, wenn die Wahlbeteiligung niedrig ist, haben die Stammwähler der LINKEN das Sagen? Jetzt hatten wir die geringste Wahlbeteiligung und die LINKE hat verloren. Warum? Weil sie nicht ehrlich ist, weil sie mit tragischen Figuren nur eines sagt: Wir wollen an der Macht bleiben, wir wollen mit der SPD weiter regieren. Die LINKEN sagen nicht, wofür sie stehen und wogegen. Und der Wähler hat begriffen: Die vertreten mich ja gar nicht mehr. Und hat dann andere gewählt. Ich sehe das mit traurigen Augen, denn die LINKE ist immer noch die Partei meiner Freunde. Nehmen Sie es mir nicht übel, die LINKE ist die bürgerlichste aller Parteien geworden. Die Visionen sind denen ausgegangen. Sie machen den allergrößten Polit-Spagat. Dass die anderen lügen von früh bis spät, ist völlig klar... Aber die?! Alles geht nur noch von hier bis zum nächsten Wahltermin.
Ich gebe Ihnen Recht, lebenswerte Visionen sind wie Goldstaub. Vieles definiert sich nur gegen etwas.
Dabei hatte und hat diese Partei so wichtige, integre Persönlichkeiten: Einige kannte und kenne ich sehr gut: Heinz Vietze, Michael Schumann, Lothar Bisky, Gregor Gysi, André Brie und viele alte. Dazu Wissenschaftler wie Professor Klein. Die LINKEN waren personell mit am stärksten aufgestellt. Weitaus stärker besetzt, als die Sozialdemokraten. Das hat sich leider erledigt.“
Quelle: ND 10.02.2015 / Inland
Die meisten Pappnasen waren gar nicht dabei
Peter-Michael Diestel, der letzte DDR-Innenminister, über die Wende, die Unrechtsstaat-Diskussion und die ausgleichende Frau Merkel
http://www.neues-deutschland.de/artikel/961327.die-meisten-pappnasen-waren-gar-nicht-dabei.html?sstr=Diestel