Gewalt gegen Frauen ist ein gesamtgesellschaftliches Problem!
Der 25. November ist der Tag gegen Gewalt an Frauen. Wie wichtig dieser Tag und dieses Thema ist, beweisen nicht zuletzt die Zahlen: Im Jahr 2017 gab es knapp 140.000 Fälle von Häuslicher Gewalt – und die Betroffenen waren in über 80 % der Fälle Frauen. Im gleichen Jahr starben 147 Frauen durch solche Fälle – im Schnitt wurde also alle zwei bis drei Tage eine Frau von ihrem aktuellen oder früheren Lebensgefährten getötet.
Auf Grund des hohen Grades der gesellschaftliche Tabuisierung liegen die Dunkelziffern recht hoch und viele Fälle von Gewalt werden nie zur Anzeige gebracht: Nur rund 20 %, so die Schätzung der Familienministerin, werden angezeigt und damit erfasst. Die Täter (über 80 % sind männlich) kommen aus aus allen Schichten. Gewalt gegen Frauen ist kein Problem, dass man auf einzelne Schichten, Einkommens-, Bildungs- oder Herkunftsgruppen schieben kann.
Wichtig für die Betroffenen sind Stellen, an die sie sich unbürokratisch wenden können. Doch in Sachsen gibt es im Erzgebirgskreis und Nordsachsen kein einzige Frauenschutzeinrichtung und in vielen anderen Regionen Sachsens reichen die vorhandenen Plätze nicht aus.
Die Fakten zusammengefasst:
- 138.893 mal sind im vergangenen Jahr hierzulande Menschen Opfer von Gewalt in der Partnerschaft geworden und haben diese angezeigt (sogenanntes „Hellfeld“).
- Davon waren 101.444 Fälle von Körperverletzung (inkl. solcher mit Todesfolge) und 2.752 Fälle von Vergewaltigung und sexueller Nötigung. Dazu kommen 455 Fälle von versuchtem/erfolgtem Mord oder Totschlag.
- In 82 % der Fälle sind die Betroffenen von Gewalt in der Partnerschaft Frauen.
- Nur Schätzungsweise 20 % der Betroffenen bringen Gewalt dieser Art zu Anzeige.
- Das heißt: Die tatsächliche Fallzahl (Hell- und Dunkelfeld) dürfte bei insgesamt ca. 700.000 Fällen liegen.
Dazu erklärt Anja Eichhorn, Mitglied im Landesvorstand von DIE LINKE. Sachsen und Sprecherin für Gleichstellung und feministische Politik:
"Noch immer wird Gewalt gegen Frauen ins Private gedrängt, verleugnet, tabuisiert oder den Betroffen sogar eine Mitschuld zugeschoben. Von einem „Familiendrama“ wird gern gesprochen, wenn ein Mann seine Frau verletzt, misshandelt oder tötet. Es geht hier aber nicht um Streit um den Abwasch, sondern um Mord und Totschlag, sexualisierte oder andere körperliche Gewalt. Alles andere ist eine gefährliche Verharmlosung. Die aktuellen Zahlen sind erschütternd und erfordern zwingend umfassende Maßnahmen zur Bekämpfung von Gewalt an Frauen. Vor allem braucht es endlich die politische und gesellschaftliche Erkenntnis, dass Gewalt gegen Frauen keine Privatsache ist, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem."
Sarah Buddeberg, parlamentarische Geschäftsführerin und Sprecherin für Gleichstellungs- und Queerpolitik der Fraktion DIE LINKE im sächsischen Landtag hat in einer Mitteilung ergänzt:
"Frauenhäuser brauchen endlich eine vollumfängliche Unterstützung! Sie müssen Tag für Tag auffangen, was unsere Gesellschaft verursacht: Ein gewaltvolles System, das Frauen unterdrückt und klein hält. Wir schließen uns der Forderung der Plattform #keinemehr an, endlich aktiv gegen Feminizide vorzugehen – denn es gibt für Frauen und Mädchen noch zu viele Angst-Räume. Solange Menschen wegen ihres Geschlechts ermordet werden, ist die Debatte über die strukturelle Diskriminierung innerhalb unserer Gesellschaft noch nicht vorbei."
Wir setzen uns daher unter anderem ein für:
- Das Ächten von Gewalt – sie ist weder Privatsache noch Schuld der Frauen.
- Einen echten Opferschutz und den Ausbau und die ausreichende Finanzierung von Beratungsstellen.
- Das Aufbrechen von Stereotypen und einen Kampf gegen einen Rechtsruck in diesem Bereich.
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