09. October 2013 Silvio Lang

"Fremdenfeindlicher Übergriff in Sächsischer Schweiz braucht ehrliche Aufarbeitung"

Am 7. September dieses Jahres waren in der Nacht nach einer vorherigen Auseinandersetzung auf einem Dorffest die Täter den Hamburger Schüler_Innen in die Jugendherberge gefolgt, in die sie sich gewaltsam Zutritt verschafften. Dort trafen sie auf das spätere Opfer, ein Schüler mit asiatischem Migrationshintergrund, und verprügelten ihn so stark, dass er mehrere Knochenbrüche im Gesicht davontrug.

Wie die Staatsanwaltschaft Dresden und das Operative Abwehrzentrum der Polizei nun mitteilten, sei der brutale Überfall auf einen Schüler aus Hamburg während einer Klassenfahrt in die Sächsische Schweiz aufgeklärt. Demnach wäre ein, zunächst vermuteter, "politisch motivierter oder fremdenfeindlicher Hintergrund" bislang nicht ermittelt worden. Für die Dresdner Staatsanwaltschaft mutmaßt Sprecher Haase, dass die Täter nicht "NSDAP vergisst nicht" sondern "SGD vergisst nicht" gerufen hätten und somit die Tat wohl ein Racheakt für das kurz zuvor verlorene Spiel der SG Dynamo Dresden gegen den Hamburger Fußballverein FC St. Pauli gewesen wäre.

Für Silvio Lang, Mitglied des Landesvorstands der sächsischen LINKEN, sind die Äußerungen von Polizei und Staatsanwaltschaft unverständlich: "Die Äußerungen von Herrn Haase und das Leugnen eines politischen Hintergrundes der Tat durch die Polizei sind nicht nur hahnebüchen, sie sind auch wie ein weiterer Schlag ins Gesicht des Opfers." Selbst wenn zutreffen sollte, dass die Täter während der Tat 'SGD vergisst nicht' gerufen haben, sei dies für die Feststellung eines fremdenfeindlichen und damit klar politisch motivierten Übergriffes ohne Belang, so Lang weiter. "Zum einen negiert es nicht die Tatsache, dass das Opfer klar erkennbar einen Migrationshintergrund hat. Zum anderen war er nachts in Schlafkleidung, auf dem Weg von seinem Zimmer zur Toilette, sicher nicht klar als St.-Pauli-Fan zu identifizieren. Diese Darstellung ist klar erkennbar an den Haaren herbeigezogen und soll einem ganz anderen, nur zu leicht zu durchschauenden, Zweck dienen: den guten Ruf der Tourismusregion Sächsische Schweiz zu retten."

Das sei nicht nur scheinheilig, sondern vor allem aber eine Frechheit gegenüber dem Opfer. Lang weiter: "Hauptsache, es wird nicht über das vorhandene Rassismusproblem und die Gefahr durch Nazis gesprochen und geschrieben, die tatsächlichen Hintergründe spielen wie so oft keine Rolle. Und selbst wenn die Tat eine Racheaktion gewesen wäre, macht es sie nicht weniger abscheulich und verurteilenswert – ganz im Gegenteil: Ist St. Pauli nicht als Fußballverein mit klar linker Fanszene deutschlandweit bekannt? Oder muss zukünftig jeder Fan eines Vereins, gegen den die SG Dynamo verliert, Angst vor einem Besuch in der Sächsischen Schweiz haben? Und ist das weniger schwer zu ertragen, als ein rassistischer Hintergrund?"

Lang abschließend: "Ich dränge auf eine ehrliche Aufarbeitung der Tat, unabhängig von den Belangen der Tourismusregion Sächsische Schweiz. Wo Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Naziideologie verbreitet sind, gehören diese Probleme offen thematisiert und konkret angegangen."

Kategorien: Antirassismus, Sachsen, Pressemitteilung

Kommentare

Dieter 09.10.2013, 18:37 Uhr
Gravatar: Dieter

Wenn es keine rechten Gewalttaten gibt werden welche erfunden. Ohne Feindbild fliesen schließlich keine Steuergelder.

Thomas Dudzak 09.10.2013, 22:16 Uhr
Gravatar: Thomas Dudzak

Niemand möchte rechte Gewalttaten in irgendeiner Form "erfinden". Es ist vielmehr so, dass Übergriffe u.ä. viel zu oft als "Streit unter Jugendlichen" oder ähnliches klassifiziert werden, die einen klaren fremdenfeindlichen oder nazistischen Charakter hatten. Zu einem Umgang mit solchen Problemen gehört auch eine Transparenz zu schaffen und eben solche Probleme offen zu thematisieren.

Dresdner_SGD_Hater 10.10.2013, 10:07 Uhr
Gravatar: Dresdner_SGD_Hater

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gateway 30.10.2013, 18:36 Uhr
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