11. October 2014 Kathrin Kagelmann

... drum braucht er was zu essen!

Die Landesarbeitsgemeinschaft ADELE diskutiert auf ihrem Landestreffen über eine multifunktionale, sozial gerechte und ökologisch nachhaltige Landwirtschaft in Sachsen. Auch die SprecherInnen wurden in ihrem Amt bestätigt.

Auf der Welt hungern trotz hehrer politischer Postulate immer noch 840 Millionen Menschen. Sie hungern hauptsächlich in Afrika, Teilen Lateinamerikas und Südostasiens. Die wohlgenährte Seite der Welt dagegen verramscht, vernichtet und verteilt, nachdem man heimische Bauern mit dem Export eigener billiger Ware zuvor ruiniert hat, zur Beruhigung des Gewissens in regelmäßigen karitativen Hilfsaktionen Brosamen ihrer landwirtschaftlichen Überproduktion. Diese Ungerechtigkeit wurde ererbt aus kolonialen Vorzeiten, aber sie wird politisch in die Zukunft fortgeschrieben – u.a. durch die Exportorientierung der führenden Landwirtschaften.

Dabei hat die Erde genug Kraft, auch 10 Milliarden Menschen zu ernähren – wenn ihre vielseitigen Ressourcen in jeder Region von und für die Menschen der Region maßvoll entwickelt und genutzt werden. Maßvoll schließt ein, dass verfestigte ungesunde Ernährungs- und gedankenlose Verbrauchsgewohnheiten in den reichen Industrienationen, also der inzwischen stagnierende, dennoch viel zu hohe Fleischkonsum und die dramatische Lebensmittelverschwendung, reduziert werden. Das ist notwendig,  um weltweit Flächenkonkurrenzen abzubauen aber auch um das verheerende Modellvorbild eines zukunftsfeindlichen kapitalistischen Lebensstils zu korrigieren. Eine solche "Entwicklungshilfepolitik" eröffnet neue spannende Perspektiven  - für die Landwirtschaft in Entwicklungs- und Schwellenländern, aber auch für  Europa und in Deutschland.

Agrarpolitik ist mehr als Produktion von Lebensmitteln und nachwachsenden Rohstoffen in ausreichender Qualität und Quantität. Die heutige Gesellschaft verlangt darüber hinaus die Einhaltung von steigenden Sozial-, Umwelt- und Tierschutzstandards in der Produktion selbst, sie fordert eigenständige Beiträge zum Klimaschutz, zum Erhalt der biologischen Vielfalt, zur Pflege von Kulturlandschaften, sie mahnt faire globale Handelsbeziehungen an. Multifunktional sowie sozial, ökologisch, tiergerecht und entwicklungspolitisch nachhaltig – eine solche Landwirtschaft muss sich stärker an der Region und ihren Wirtschaftskreisläufen sowie an der Qualität ihrer Produkte orientieren. Die allgemeinen kapitalistischen Markt- und Fördermechanismen torpedieren eine solche Entwicklung mit dem Verweis auf eine steigende Nachfrage einer wachsenden Weltbevölkerung.

Die Lösung dieses gesellschaftlichen Konflikts ist von ebenso existentieller Bedeutung wie die Frage nach dem Energiesystem der Zukunft. Den Kurs in Europa bestimmen dabei die Mitgliedsstaaten, den Kurs in Deutschland die Bundesländer. Verantwortung darf deshalb nicht delegiert werden. Es kommt auf den politischen Willen zur Kursänderung in der Landwirtschaft an – auch in Sachsen.

Diese Kursänderung möchte die ökologische Landesarbeitsgemeinschaft ADELE in agrarpolitischen Leitlinien anmahnen und konkrete Handlungserfordernisse für Partei und Fraktion ableiten. Einen ersten Entwurf dazu aus der Tastatur der Fachsprecherin der Landtagsfraktion, Kathrin Kagelmann, diskutierten die „Eulen“ anlässlich ihres diesjährigen Landestreffens Anfang Oktober in Bad Lausick. Das bewusst im Umfang begrenzte Papier droht nach einer sehr angeregten und anregenden Debatte mit zahlreichen Hinweisen und Ergänzungsvorschlägen "aus der Form" zu gehen. Im kommenden Jahr wird ADELE die Diskussion fortsetzen. Ziel ist es, die Leitlinien im Jahr 2015 durch die Partei beschließen zu lassen. Die Mitglieder der LINKEN sind herzlich eingeladen, sich an der Diskussion zu beteiligen. Außerdem bestätigten die "Eulen" mit Sabine Kunze, KV Görlitz, und Alexander Lauter, SV Leipzig, ihre bisherigen SprecherInnen für weitere zwei Jahre in ihren Ämtern.

Kategorien: Ökologie, Sachsen, Partei

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