Europa und die Welt gedenken des 8. Mais als Tag der Befreiung vom Faschismus. An diesem Tage endete in Europa nicht nur ein fast sechsjähriger Krieg, der von Deutschland ausging und Millionen von Tote forderte. Es endete auch das 12-jährige faschistische Terrorregime in Deutschland und den besetzten Ländern, das so konsequent wie unmenschlich unzählige Menschen aus unterschiedlichsten Gründen – ob Herkunft, Weltanschauung, Religionszugehörigkeit oder wegen körperlicher Beeinträchtigungen – verfolgte, verschleppte und ermordete. Wer nicht in die Ideologie der Nazis passte, musste mit dem Schlimmsten rechnen.
Jedoch wäre es falsch, das Phänomen des deutschen Faschismus allein auf Hitler und seine Helfer zu reduzieren. Die Tendenz, das deutsche Volk als erstes Opfer des Faschismus anzusehen, darf nicht unwidersprochen bleiben. Vielmehr gelangten die Nazis durch die Mittel eines demokratischen Systems und unter hoher Zustimmung der Bevölkerung an die Macht. Die Folgen des Ersten Weltkrieges, des als "Schandfrieden" empfundenen Versailler Vertrages oder auch die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise waren Katalysatoren eines aufkeimenden Nationalismus und Chauvinismus und damit des beschleunigten Aufstieges der Nazis, nicht jedoch deren ausschließliche Ursache.
Ein Mangel an demokratischer Gesinnung in der Bevölkerung, ein übersteigerter Nationalismus und auch der Rassismus müssen darüber hinaus als Ursachen gesehen werden. Insbesondere ein in Deutschland weit verbreiteter ideologischer Antisemitismus quer durch weite Bevölkerungsgruppen und politische Richtungen bildete eine Grundlage, an die die Nationalsozialisten anknüpfen konnten. Dieser Antisemitismus, als einer der konstituierenden Elemente des Nationalsozialismus kulminierte in seiner eliminatorischen Form: der Shoah.
Umso mehr müssen uns aktuelle Entwicklungen in dieser Gesellschaft besorgen. Wenn Übergriffe gegen Andersdenkende und "Fremde" zunehmen, dann stellen wir uns an die Seite der Opfer. Wenn die Werte der Demokratie in Frage gestellt werden, dann halten wir die Werte des demokratischen Miteinanders in die Höhe. Wo Krieg wieder als Mittel der Politik gesehen wird, wo wieder der Einsatz von Menschenleben als gerechter Preis unfriedlicher Auseinandersetzungen gesehen wird, dort treten wir ein für den Frieden. Wenn Deutschland heute wie kaum ein anderes Land vom Krieg, an Rüstungsexporten verdient, werden wir dies nicht akzeptieren. Wenn der jüdische Staat heute als Projektionsfläche für die antisemitischen Ressentiments gegen "die Juden" herhalten muss, werden wir widersprechen.
Dieses Jahr jährt sich der Tag der Befreiung vom Faschismus zum 70. Mal. Und gerade in Sachsen sind wir mit einem signifikanten Anstieg von Fremdenfeindlichkeit, sozialer Ausgrenzung und Ideologien der Ungleichwertigkeit in einem fast unerträglichen Maße konfrontiert. Der unveräußerliche Gedanke von der Gleichheit und Freiheit aller Menschen droht mehr und mehr in den Hintergrund zu treten.
Umso mehr stellt sich in uns gerade heute die Aufgabe, die Werte der Menschlichkeit, der Demokratie und des Friedens gegen Angriffe zu verteidigen. Dort, wo sich Menschen über Menschen erheben, dort, wo die Werte des demokratischen Miteinanders in Frage gestellt werden, dort, wo wider die Friedlichkeit geworben wird, dort erheben wir als LINKE konsequent unseren Widerspruch.
Die Lehre des 8. Mais 1945 war, ist und bleibt, dass von Deutschland nie wieder Krieg ausgehen darf. Dazu gehört auch, dass keiner in diesem Land von Tod und Leid anderer profitieren darf. Wir treten ein für ein friedliches Deutschland umzingelt von Freunden. Für uns ist und bleibt der 8. Mai 1945 der Tag der Befreiung, der Tag des Sieges über die Unmenschlichkeit.
Erklärung des Landesvorstandes von DIE LINKE. Sachsen, beschlossen auf der Sitzung des Landesvorstandes am 27. März 2015 in Dresden.
Die Erklärung als Kopiervorlage finden Sie zum Download hier.
Kategorien: Pressemitteilungen, Antifaschismus, Antirassismus
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