Hartz IV-Empfänger wollen nicht arbeiten?
Edith Franke, die "Mutter der sächsischen Tafeln", hat einen Betroffenen einmal so zitiert: "Dass ich wenig Geld habe, ist schlimm, aber dass die Leute mit dem Finger auf mich zeigen, ist unerträglich."
Hartz IV-Empfängern wird oft nachgesagt, dass sie nicht arbeiten wollen. Ist das wirklich so?
Im Vogtland sind monatlich derzeit meistens etwa 8.500 Bürger offiziell arbeitslos gemeldet, dazu gehören etwa 4.000 bis 4.500 Aufstocker, also Leute, die arbeiten, aber von ihrem Verdienst nicht leben bzw. ihre Familie nicht ernähren können und deshalb ergänzend Hartz IV erhalten. Auch viele der Nichtaufstocker arbeiten geringfügig, denn ein Verdienst bis 100 € im Monat wird auf das ALG II nicht angerechnet.
Durchaus nicht jeder, der sich um eine freie Arbeitsstelle bemüht, erhält die Stelle. Dazu einige Beispiele: Zwei Bewerberinnen bekommen gesagt, sie seien zu klein, um im Supermarkt Regale aufzufüllen, eine 60 jährige mit gelegentlichen Rückenproblemen wird abgelehnt, weil sie die harten Normen in der Reinigungsdienstleistung absehbar nicht erfüllen kann, eine Auerbacherin kann eine angebotene Stelle bei einem Schönheider Bäcker nicht annehmen, weil sie kein Auto besitzt (ist im ALG II auch nicht vorgesehen), und öffentliche Verkehrsmittel nicht so fahren, dass sie früh zwei Uhr auf der Arbeit sein kann (der frühe Arbeitsbeginn ist kein Problem für sie), eine alleinerziehende Mutti mit Kleinkind ohne Eltern in der Nähe muss eine Arbeit mit Schichtbetrieb ablehnen.
Verheerend wirkt sich auch das allgemeine gesellschaftliche Wertebewusstsein aus: Der Wert eines Menschen wird heute allgemein bestimmt durch das, was er hat: ein großes Auto, ein attraktives Eigenheim, Markenkleidung, das neueste Handy usw. Kinder von Hartz IV-Empfängern können da nicht konkurrieren, auch wenn ihre Eltern auf vieles verzichten um ihren Kindern noch mit Geld ihrer Regelleistung Sachen kaufen zu können. Solidarität? Fehlanzeige. Humanität? Nicht angesagt.
Die Regionalgruppe Vogtland der LAG Hartz IV ag.hartz.vier[at]dielinke-sachsen.de möchte helfen, das falsche Bild über Hartz IV-Empfänger zu korrigieren. Unterstützt uns bitte mit weiteren Beispielen!
Dorothea Wolff
Der UN- Menschenrechtsrat für wirtschaftliche, soziale und
kulturelle Rechte, hat sich schon 2011 zu den Hartz IV Gesetzen
geäußert. Es wird aller höchste zeit Hartz IV abzuschaffen.
Hier ein kleiner Film zu 1 Euro- Jobs mit Gutachten.