07. September 2017

"Fragen eines denkenden Arbeitslosen"

(Gedanken während der "Aktion vor Jobcentern" in Chemnitz)

Habe ich das Recht zu leben,
oder muss ich einer Behörde
jederzeit Rechenschaft geben,
das Recht, mich frei zu bewegen,
oder darf die Behörde jeden Verdacht gleich hegen?

Sagen etwa, wie und mit wem ich meine Zeit verbringe,
mit wem ich um meinen Verstand ringe,
weil ich trotz vielfacher Qualifikation
fünf Jahre arbeitslos bin schon?

Erklären, wo ich versuche,
mir Rat zu holen
und Beistand,
wenn ich am Ende bin,
weil bei Unternehmern, unverhohlen,
ich keine seriöse Arbeit fand,
geben nur einen Hungerlohn hin?

Soll ich mich erklären,
warum ich dennoch versuche,
dem Leben in Armut Sinn zu geben,
und mein Haupt weiterhin werde in Würde erheben
und nicht eben mich lasse verzehren?

Sie werden am Ende es doch nicht verstehen,
weil sie beflissentlich nach Aktenlage gehen.
Sie nennen dich "Kunde",
obwohl bei ihnen nichts zu kaufen ist.
Auch hast du dafür gar kein Geld.
Als Transferempfänger bist du hier,
wie ein Sklave einbestellt,
bekommst Auflagen mit Frist.
Deine Not ihnen ihre Arbeit
und ihr Leben erhält / (erhellt).
Und da sieht man dann
die Spaltung der sozialen Welt,
die man ändern kann!

Ralf Becker

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