Mit großer Verwunderung verfolgen wir die Strategie von Bundesministerin für Arbeit und Soziales zur Bekämpfung von Armut in Deutschland, welche Aufgabe sicher zu den großen Herausforderungen von Andrea Nahles zählt.
Fernsehdokumentationen über Länder, wo Kinder mit vom Hunger aufgeblähten Bäuchen und von Fliegen gepeinigt vor der Kamera stehen, schockieren auch uns. Wir finden es sehr schlimm, dass es solches Elend auf dieser Erde gibt. Als Bundesministerin eines "hochentwickelten" Landes muss auch sie wissen, dass jeder Mensch das Recht auf eine Existenz hat, die über das Stillen von Hunger und Durst und den Schutz vor Kälte und Nässe hinausgeht.
Nach Standard der Europäischen Union gilt als arm, wer weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Netto-Einkommens zur Verfügung hat. Ein Single-Haushalt ist mit weniger als 938 Euro im Monat armutsgefährdet. Im Vergleich dazu fallen Hartz IV-Leistungen sogar erschreckend niedrig aus. Im konkreten Fall muss im Vogtlandkreis derzeit ein Hartz IV-Single, der alleine wohnt, mit 692,24 Euro vom Staat bzw. von der Kommune sein Auskommen absichern. Dieser Betrag setzt sich zusammen aus der Grundsicherung 399,00 Euro, den Kosten für Grundmiete 234,24 und den Heizkosten 59,00 Euro.
Die Zahl der Menschen in Deutschland, die trotz des steigenden Wirtschaftswachstums von Armut betroffen sind, steigt kontinuierlich an. Im Jahr 2013 waren lt. Statischem Bundesamt 16,2 Millionen Menschen von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht.
So zählt zu den armen Bevölkerungsschichten, wer auf Kultur verzichten und Ausgrenzungen aus der Gemeinschaft erleben muss, da er sich z.B. die teure Eintrittskarte für das Museum oder den Kauf eines angemessenen Geburtstagsgeschenkes für den gut verdienenden, früheren Schulfreund nicht leisten kann. Hinzu kommen Scham als Bittsteller bei Behörden auftreten zu müssen, Scheu vor der öffentlichen Meinung über jene, die angeblich nicht arbeiten, aber Geld verdienen wollen und die tägliche Angst vor einer sich noch mehr verschlechternden persönlichen wirtschaftlichen Situation.
Künftig sollen, wenn wir die Pläne von Nahles richtig interpretieren, Menschen mit niedrigem Einkommen, Bezieher von Grundsicherung im Alter und Hartz IV-Betroffene aus der Armutsstatistik gestrichen werden. Oft reichen deren Einkünfte zwar zum Überleben, aber nicht zum Leben, so dass sie berechtigterweise die Unterstützung von "Brotkorb" und "Tafel" in Anspruch nehmen müssen.
Auch wenn elitäre Personen meinen, sie könnten darüber entscheiden, wer in Zukunft "arm" sein darf, wird es unmöglich sein ein problematisches gesellschaftliches Thema einfach von der Tagesordnung verschwinden zu lassen.
Kathrin Kosche, Regionalgruppe Vogtland
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