08. March 2013 Heiderose Gläß

Jeder Tag muss ein Frauentag sein

Der Internationale Frauentag 2013 ist mir Anlass, Sächsische Gleichstellungspolitik näher zu beleuchten, denn die Regierung des Freistaates rühmt sich ihrer angeblich guten Prozente bei der Beschäftigungsquote der Sächsischen Frauen, bei Frauen in Führungspositionen oder auch erreichter Zahlen bei der Schaffung von Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Aber das ist erstens nicht Verdienst der Staatregierung und zweitens bestenfalls Mittelmaß. Zwar ist die Beschäftigungsquote bei Frauen in Sachsen in den letzen Jahren gestiegen, aber sie sind häufiger prekär beschäftigt. Sie arbeiten in Minijobs, die weder eine Brücke zu Vollzeitarbeit sind noch Rentenansprüche begründen, oder, häufig ungewollt, in Teilzeit. 83 Prozent aller Teilzeitbeschäftigten sind Frauen.

Typische Frauenberufe, also Berufe im Dienstleistungssektor, hier beträgt der Frauenanteil 83,5 %, im Handel und Gaststättenbereich, hier arbeiten mehr als 91 % Frauen, aber auch im Gesundheitswesen und Pflegebereich, in dem 92 % der Beschäftigten Frauen sind, werden wesentlich niedriger bezahlt als Berufe zum Beispiel im produzierenden Gewerbe. Der Lohnabstand zwischen Männern und Frauen liegt in Sachsen bei vergleichbaren Tätigkeiten bei ca. 9 Prozent, damit zwar deutlich niedriger als bundesweit, wo es fast 23 Prozent sind, aber die Ursachen sind im Niedriglohnland Sachsen zu suchen, dass die Staatsregierung ja immer als Standortvorteil preist.

Prekär ist auch die Situation der alleinerziehenden Frauen in Sachsen. 22 Prozent der Frauen mit Kindern unter 15 Jahren sind alleinerziehend. Das sind in Sachsen 66.000. Mehr als 38.000 der alleinerziehenden Frauen sind vollständig oder ergänzend auf Hartz IV angewiesen, Das ist ein Anteil von 58 Prozent. Schon heuten erhalten Frauen in Sachsen eine um ca. 200 Euro niedrigere Renten als Männer. Bei zukünftigen Rentnerinnen wird sich dieser Abstand kontinuierlich vergrößern. Altersarmut wird also vor allem ein weibliches Gesicht haben. Der Anteil von Frauen in Führungspositionen ist auch ein Maßstab für die Durchsetzung der Gleichstellung der Geschlechter. Für Sachsen muss konstatiert werden: Je höher die Führungsebene, desto geringer der Frauenanteil!

Deshalb fordert die Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag, dass ein ressortübergreifendes frauen- und gleichstellungspolitisches Handlungskonzept für den Freistaat Sachsen in allen Bereichen und auf allen Ebenen muss erarbeitet werden. In anderen ostdeutschen Ländern wie z. B. in Berlin und Brandenburg gibt es das schon – auch in Thüringen und Sachsen-Anhalt wird daran gearbeitet. Ein Landeskonzept zur Armutsbekämpfung unter besonderer Berücksichtigung der Frauenarmut und der Altersarmut von Frauen ist notwendig. Eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie muss durch eine wohnortnahe, flexible und bezahlbare Kinderbetreuung in den Großstädten wie im ländlichen Raum durch Kommunen und durch den Freistaat ermöglicht werden. Besonders die Situation von alleinerziehenden Frauen muss beachtet, analysiert und Maßnahmen zur Verbesserung der Erwerbssituation Alleinerziehender müssen initiiert werden.

Gleichstellung in allen Bereichen, in denen staatlicher Einfluss besteht, ist durch ein modernes Gleichstellungsgesetz, dass die Linksfraktion in den Landtag eingebracht hat, in Sachsen einzufordern.

Es gibt also noch viel zu tun und das nicht nur am 8. März!

Heiderose Gläß

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